Samstag, 21. April 2012

Flugstunde Nr. 2

Der Tag fing so schön an: Sonne, blauer Himmel, kaum Wind.
Mein Fluglehrer Andreas hatte mir am Vorabend per SMS geschrieben, dass wir uns um 13:30 am Flugplatz in Lüneburg zum Fliegen treffen. Da konnte doch eigentlich nichts schiefgehen. Oder?

Dann das: Gegen Mittag zog der Himmel zu, dunkle Regenwolken machten sich breit, der Wind frischte auf. Kurz vor 13:00 die Entscheidung: SMS an Andreas und nachfragen, ob alles gecancelt wird, oder einfach hinfahren? Die Entscheidung war klar: Bei Nachfrage droht Absage, also nix wie los! ;-)

Außerdem sollte ja heute bereits die Theorie-Prüfung zum "Sprengstoff-Schein" P2 gemacht werden. Für die hatte ich bereits gebüffelt, und schon deshalb wollte ich mir den Besuch in Lüneburg nicht nehmen lassen.

Das Wetter heute - unberechenbar
Dort angekommen, kam mir Andreas bereits entgegen.
"Lauf rüber zur C42, der Flugschüler Uwe tankt gerade - guck Dir das am besten gleich mal an!"
Das war dann tatsächlich spannender, als zunächst gedacht. Flugzeug ans Tankhäuschen ziehen, Masse an den Auspuff anklemmen, sonst ist nix mit Tanken. Protokoll über Betankung ausfüllen.
Und: Tankdeckel wieder drauf. (eigentlich logisch, aber brandgefährlich - der Unterdruck beim Flug zieht den Sprit in Windeseile aus dem Tank!)

Andreas kam zurück, und es ging sofort ins Cockpit. Es war keine Zeit zu verlieren, die Wolken verdichteten sich immer mehr, und Böen rauschten über den Flugplatz.
Kurzer Check, zur Rollbahn gefahren (was ich mittlerweile problemlos hinkriege), Tower-Kontakt und ab in die Luft. Dabei Wind von links, also mit dem Querruder gegengesteuert, damit der Wind nicht unter die Tragfläche greift und das Flugzeug zur Seite kippt.

Auf Höhe angekommen, ging es südwärts Richtung Uelzen. Zwischen den Wolkenfetzen schien die Sonne auf Lüneburg, rechts (westlich) von uns war aber alles tiefdunkel, und ein Regenkeil lag in einiger Entfernung zwischen Wolken und Erde.
"Achte auf die da hinten liegenden Windräder, um abzusehen, ob das Unwetter auf uns zukommt. Das Unwetter schiebt eine Luftwand vor sich her, und an der Ausrichtung der Windräder siehst Du, ob diese bereits dort angekommen ist."
Und tatsächlich - die Windräder waren nicht, wie anderswo in Sichtweite, gen Süden ausgerichtet, sondern gen Westen. Die Unwetterfront zog also nicht nordwärts vorbei, sondern machte sich in unsere Richtung breit.

So in etwa sah es im Raum Lüneburg heute Mittag aus
Das hieß: Weiträumig ausweichen, was wir auch taten und uns südöstlich orientierten, bis Bad Bevensen kurz vor Uelzen in Sicht war. Wir drehten eine Linksschleife, um das mittlerweile schlecht einzusehende Unwetter in Sicht zu kriegen und einschätzen zu können.
Andreas' Befürchtungen bestätigten sich: Die Regenfront hielt auch auf Lüneburg zu, eine erfolgreiche Landung in der nächsten Zeit erschien immer unwahrscheinlicher. Es kam bereits in Betracht, ins nahegelegene Fassberg zu fliegen und dort am Boden den weiteren Verlauf abzuwarten.

Wir hielten dann aber doch auf Lüneburg zu und flogen rechtsseitig des Elbe-Seitenkanals entlang, das Unwetter immer im Auge behaltend. Nach einer knappen halben Stunde Flugzeit wollten wir keinen mehrstündigen Zwangs-Stopp in Fassberg riskieren, und so erreichten wir mit einigem Glück das noch nicht vom Unwetter heimgesuchte Lüneburg.
Allerdings wurden wir zwischenzeitlich gut durchgeschüttelt, und auf meine Frage, "wo auf einer Skala von 1 - 10 die aktuellen Turbulenzen einzuordnen seien" antwortete Andreas mit: "4, vielleicht 5." - auch in meiner zweiten Flugstunde durfte ich also Bekanntschaft mit Petrus' Launenhaftigkeit machen.

Der Landeanflug war dann nochmal speziell: Wir befanden uns schon kurz vor dem Flugplatz auf noch ca. 1.000 Fuß, da kam uns ein Segelflieger zuvor und zwang uns zu einer Ehrenrunde.
Im Landeanflug hatten wir verhältnismäßig starken Wind von links, so dass das Querruder deutlich nach links gedrückt wurde, während mit dem Seitenruder rechts gegengehalten wurde. Nach meinem ersten Eindruck ein einigermaßen haarsträubender Zustand, weil hier Kräfte direkt gegeneinander wirkten.
Mit ziemlicher Linkslastigkeit ging es dann runter, bis wir nach knapp 32 min Flugzeit auf dem Rollfeld aufsetzten.

Ich steuerte die Maschine bis zum Hangar, wo wir sie dann sofort hineinschoben. Keine 2 min später ging ein Platzregen auf dem Flugplatz nieder - perfektes Timing, könnte man sagen.

Nach rechtzeitiger Landung am LVL Lüneburg
Im Anschluss saßen wir im Vereinshaus zusammen, ich übergab Andreas einige noch fehlende Unterlagen, der UL-Kollege Tim wurde zu meinem Paten benannt (für den Leumund im Verein unabdingbar), und ich absolvierte den theoretischen Test zum "Sprengstoff-Schein" P2, welcher für das raketenbetriebene Rettungssystem erforderlich ist. (Ergebnis folgt irgendwann, dürfte aber passen.)

Last but not least fragte ich Andreas noch, ob ich schon dieses Jahr die theoretische SPL-Prüfung machen sollte, oder eher nächstes Jahr. Die Praktische wäre ja bestimmt auch erst nächstes Jahr.
Weit gefehlt: Andreas meinte, wenn wir in dem Tempo weitermachten, könnte ich mit etwas Glück noch dieses Jahr fertig sein. Das wäre genial - dann fehlt "nur" noch die Passagierflugberechtigung.
Nächster Termin: Sa., 05. Mai. Wenn das Wetter mitspielt..!

2 Kommentare:

  1. hey, hab mir grad alle Posts durchgelesen und finds echt interessant. ich selbst bin 15 und träum schon seit ich denken kann vom Fliegen. hab im Internet gelesen dass man schon mit 16 anfangen kann die SPL zu machen und hoffe und wünsche mir sehr, dass mir das möglich sein wird. dir noch viel spaß und erfolg, ich werds weiter verfolgen (;

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hi Melissa! Freut mich, dass Dir mein Blog bislang gefällt. Bei mir hat sich auch viel Interesse erst durchs Lesen in solchen Blogs ergeben - Berichte aus 1. Hand machen einfach Lust darauf, es selbst auch anzugehen.

      Mir hat mein Großvater damals mit 16 einen Segelflug-Gutschein geschenkt. Ich Depp hatte den damals verfallen lassen, heute bereue ich das: Segelfliegen scheint der ideale Einstieg zu sein, um sich mit dem Fliegen vertraut zu machen. Du könntest die Ausbildung jetzt schon machen, die Lizenz wird aber erst ab 16 offiziell ausgestellt. Vorteil: Es ist vergleichsweise günstig, man kann nachher immer noch auf UL/SPL umschulen.
      Sollte Dich der "Umweg" über den Segelflug reizen, gibt's hier mehr Infos:
      http://www.segelflug.de/einfuehrung-faq.html

      ...ich erwähne das deshalb, weil Motorflug so viel teurer ist, dass zumindest ich mir den Traum erst mit gut 30 Jahren erfüllen konnte. Segefliegen hätte ich hingegen schon die letzten 15 Jahre können.

      Egal, was Du machst: Warte nicht so lange, wie ich! ;-)

      Löschen